Spiele unter Linux

Es scheint so, als ob langsam Bewegung in die Problematik rund um Spiele unter Linux kommt:

Auf Kickstarter werden mehr und mehr hochkarätige Spiele finanziert, die auch für Linux entwickelt werden sollen. Valve hat angekündigt, Steam für Linux zu veröffentlichen. Ich habe ein Problem mit DRM-Technologien wie Steam oder Kopierschutz. Darum mag ich auch die Humble Bundles so sehr – die sind ohne DRM. Wir brauchen mehr Spiele, die ohne DRM und auf Linux laufen, am besten quelloffen.

Humble Indie Bundle 5

Das fünfte Humble Indie Bundle ist verfügbar. Richtig krasse Spiele inklusive Soundtracks:

  • Amnesia: The Dark Descent
  • Psychonauts
  • Limbo
  • Superbrothers: Swords & Sworcery EP
  • Bastion

Wie immer sind die Spiele für so viel Geld zu haben, wie ihr meint dafür geben zu können oder zu wollen. Auch Spenden an zwei gemeinnützige Organisationen sind möglich. Alles läuft unter Win+Mac+Linux und ist sogar für das Ubuntu Software Center, Steam und Desura freizuschalten.

Das fünfte Spiel Bastion gibt es nur, wenn ihr mehr gebt, als der (immer weiter steigende) Durchschnitt von aktuell 7.63 USD.

Ich will doch nur spielen!

Spiele sind eine sehr unterhaltsame Freizeitbeschäftigung – ob nun analoge Gesellschafts- oder digitale Computerspiele.

Ich bin ein begeisterter Benutzer und Verfechter von Linux. Leider ist das Thema Spiele unter Linux bis heute noch problematisch. Es gibt tatsächlich Spiele, die nativ unter Linux laufen. Leider sind es nicht viele und das hat mehrere Gründe.

Verbreitung

Linux ist bis heute nicht sehr verbreitet auf Desktop-Computern. Auf Servern sieht das ganz anders aus, aber das ist eine vollkommen andere Geschichte. Spiele-Entwickler wollen nicht nur gute Spiele machen, sondern auch dafür bezahlt werden. Vor allem kleine Entwickler-Teams haben nur begrenzte Ressourcen und müssen sich entscheiden, auf welchen Plattformen ihre Spiele laufen sollen. Sollte man dann viel Arbeitszeit in die Portierung für Linux zu stecken, obwohl es sich vielleicht gar nicht lohnt? Hier sind vor allem die sogenannten Independent-Entwickler hervorzuheben, die den Nischenmarkt Linux-Spiele häufiger mit abdecken, als so manches großes Studio.

Vielfalt

Es gibt nicht das Linux. Linux ist nur ein Betriebssystem-Kern der allein nicht so viel kann. Dazu gibt es viele Programme und Bibliotheken (GNU ist sogar älter als Linux!) die modular zusammengesetzt werden können und dann das eigentliche Betriebssystem, genannt Linux-Distribution, ausmachen. Diese werden in unterschiedlichen Entwicklungsmodellen aktualisiert, manche stündlich, andere in Zyklen von etwa 68 Monaten, wieder andere  von einigen Jahren. Microsoft Windows ist momentan mit drei Jahren dabei. Die Inhomogenität der Linux-Welt macht die Entwicklung von Spielen nicht einfacher.

Grafik

Um die Entwicklung von grafiklastigen Anwendungen zu vereinfachen und zu beschleunigen, werden einige häufig verwendete Funktionen über Programmierschnittstellen in die Hardware ausgelagert. Die beiden wichtigsten Grafik-Programmierschnittstellen sind Direct X und OpenGL. Direct X wird von Microsoft entwickelt und ist verständlicherweise nur auf Windows-Systemen einsetzbar. OpenGL hingegen wird von dem Industrie-Konsortium Khronos Group entwickelt und ist auf den Einsatz in allen möglichen Systemen ausgelegt: Vom Handy bis zum Grafikkarten-Cluster. Viele Branchengrößen sind Mitglied der Khronos Group, Microsoft nicht. Bedingt durch diese Situation entwickelt sich OpenGL langsamer weiter als Direct X. Für gewöhnlich schaffen es die neusten Techniken im Grafikbereich früher in Direct X als in OpenGL – Viele Köche verderben den Brei.

Ein weiterer Problempunkt ist die Grafikkarten-Unterstützung durch die Hersteller. Es gibt normalerweise Grafikkarten-Treiber für Linux, aber die Entwicklerteams sind kleiner und langsamer beim Beheben von Fehlern. Die angesprochene Vielfalt in der Linux-Welt macht es auch den Grafikkarten-Herstellern nicht gerade einfacher.

Reiner Wein

Trotz der oben genannten Probleme ist es erstaunlich, wie gut man doch einige Spiele zum Laufen bekommt – selbst wenn die Spiele-Entwickler überhaupt keine Unterstützung für Linux eingebaut haben. Die Lösung in solchen Fällen heißt Wine. Das ist eine Abstraktions-Schicht, die Programmen vorgaukelt, sie würden sich auf einem Windows befinden. Aufrufe von Betriebssystem-Funktionen und -Schnittstellen werden auf Linux-eigene Funktionen und Schnittstellen umgeleitet. Die Programme sprechen z.B. Direct X, doch das System setzt es in OpenGL um. Leider muss dieser Direct-X-Nachbau reverse-engineered werden – das ist zeitaufwändig und fehleranfällig. Auch die Performance ist bei weitem nicht so gut, als wenn das Programm nativ unter OpenGL laufen würde – aber es läuft überhaupt! Welche Programme und Spiele wie gut unter Wine laufen, kann man auf der Projektseite nachschauen.

Fazit

Die Spieler unter Linux müssen auf die aller neusten und grafisch anspruchsvollsten Spiele häufig verzichten – Außnahmen bestätigen die Regel. Das heißt nicht, dass man unter Linux nicht spielen könnte. Die Linux-Gamer schließen sich auf Portalen wie Holarse zusammen um Erfahrungen auszutauschen. Auf Spiele-Plattformen wie Desura kann man auch Spiele finden, die unter Linux laufen. Die Humble Bundles haben in der Linux-Gaming-Szene auch einiges an Aufsehen erregt, wurden mit diesen Aktionen doch einige sehr gute Spiele zum ersten Mal auch offiziell für Linux angeboten und dann auch noch zu einem beliebigen Preis – da ist man doch gleich bereit mehr zu zahlen. Logisch, oder?

Ich will doch nur spielen!

Hey ich hoffe, ihr lass euch in Zeiten der Finanzkrise nicht den Spaß verderben. Denn Spaß und Glück sind nunmal nicht wirklich käuflich – dabei aber unglaublich wichtig und erstrebenswert.

Und was Kinder schon immer gewusst haben: Spielen macht Spaß und kann sehr viel Wissen vermitteln. Meiner Meinung nach ist der angeborene Spieltrieb eine sehr wichtige Triebfeder bei der menschlichen Evolution und Kulturgeschichte. Viel zu viele Menschen sind leider der Meinung, dass Spielen ausschließlich für Kinder ist, klagen aber gleichzeitig über zu viel Stress …

Ich bin ja immer noch ein Verfechter von Spielen, seien es Gesellschaftsspiele in Form von Brett- oder Kommunikationsspielen, Computer- oder Bewegungs-Spiele (z.B. in Form von Sport). Welche Form von Spielen den eigenen Vorlieben am ehesten Nachkommt, muss jeder selbst wissen und herausfinden.

An dieser Stelle möchte ich einfach mal ein Bisschen Werbung machen, für einige Computer-Spiele, die meiner Meinung nach ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient haben:

Die sehr gesellschaftskritischen Spiele von Molleindustria und das Humble Indie Bundle, momentan in dritter Auflage.

Die Spiele von Molleindustria kann man einfach im Browser spielen oder auf dem Rechner lokal installieren. Teilweise mit sehr perfiden Spielinhalten, aber man wird dazu angeregt, etwas mehr über die Gesellschaft nachzudenken. Auf jedenfall ist es lehrreicher, als trockener Text.

Das Humble Indie Bundle muss man sich kaufen. Wie das genau funktioniert, habe ich schon beim letzten Mal zusammengefasst. Diesmal sind sehr physiklastige Spiele dabei – das macht es meiner Meinung nach besonders interessant. Aber Achtung: Das Angebot gilt nur noch etwa 9 Tage.

Kreative Verkaufsideen

Im Internet braucht man kreative Verkaufsideen. Vor allem, wenn man eigentlich nicht so bekannt ist. Die Leute von Wolfire Games haben sich vor ungefähr einem Jahr etwas wirklich kreatives einfallen lassen, um kleinere Spiele unter das Volk zu bringen: Das Humble Bundle. Das Prinzip:

  • zeitlich begrenztes Angebot
  • 5 Spiele
    • lauffähig auf Mac OS, Windows und Linux
    • ohne Digital-Rights-Management, also frei sicher- und kopierbar
  • frei wählbarer Preis
    • frei aufteilbar auf Spiele-Entwickler, zwei Wohltätigkeitsorganisationen und das Humble-Bundle-Team

Unter den Spielen der ersten beiden Bündeln waren Perlen, wie Gorld of Goo, Braid, Aquaria und Osmos. Nun gibt es ein drittes Bündel, das zusammen mit dem Spielehersteller Frozenbyte geschnürt wurde. Dabei sind leider nur drei Spiele wirklich fertig und auf allen drei Platformen spielbar, darunter auch Trine. Eines ist ein Prototyp und das letzte noch nicht fertig. Ein Video auf der Projekt-Seite stellt die Spiele kurz vor. Schaut es euch doch mal an, die Aktion läuft aber nur noch knapp zwei Wochen.

Als Statusmeldung gibt es auch die aktuellen Statistiken, wie viele Bündel schon ausgeteilt wurden, wie viel Geld eingenommen wurde und, aufgetrennt nach Plattform, wie viel die Käufer im Durchschnitt bereit waren zu zahlen.

Ego-Shooter gegen Alpträume

Ego-Shooter, Rollenspiele und komplexe Strategiespiele sollen Soldaten gegen Alpträume helfen. Kein Wunder: Gewöhnung an Gewalt stumpft ab. Wenn es dem Gemüt hilft …

Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe nix gegen Computerspiele. Im Gegenteil, ich kenne einige ziemlich coole. Und ja, einige Spiele kommen gänzlich ohne Gewalt aus, andere sind ohne Gewalt einfach unrealistisch. Ein „Experte“ »geht sogar so weit, dass er die bekannte Nintendo-Figur ›Super Mario‹ angreift, und sie in seinem Buch ›Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien‹ als ›grausamen Akteur‹ bezeichnet, da die Spielfigur ihren Gegnern auf die Köpfe springt.« [Quelle] Er hat noch vergessen, den exzessiven Pilz-Konsum zu erwähnen, oder?

Nachrichten kommen auch nicht immer ohne Gewalt aus. Schach ist kein friedliches Spiel, gilt hingegen als Denksport. Beides ist aber gesellschaftlich weithin akzeptiert. Ist ja schließlich auch gut so. Warum sind es Computer-Spiele nicht, auch wenn sie den Status von Kultur haben?

Ob man Gewalt zum reinen Selbstzweck verherrlichen muss, ist eine andere Frage. Die Rolle von Gewalt in Spielen ist keine so eindeutige Sache. Selbst unsere Politiker durften letzte Woche noch etwas dazu lernen.