Der Schwarm investiert

Ich habe ja schon hinreichend häufig „den Schwarm“ erwähnt. Der Schwarm sind wir: Alle Nutzer des Internets, die Zeit und Lust (und Geld) haben, sich mit dem zu beschäftigen, was man als Schwarm viel besser kann, denn als Einzelperson. Eines dieser Dinge, über die ich noch nichts geschrieben habe, ist das crowdfunding, die Finanzierung durch den Schwarm.

Hiermit ist nicht das bezahlen für normale Dienstleistungen oder Waren gemeint, sondern die Vor-Finanzierung von Projekten und Firmenneugründungen. Die Produktion einer CD für einen Künstler zum Beispiel, der sich nicht von großen Musikverlagen abhängig machen möchte. Aber auch die Inszenierung eines Tanz-Theaters oder die Entwicklung neuartiger technischer Gerätschaften.

Es gibt mittlerweile richtige Plattformen, die es Projekten erlauben, sich selbst zu präsentieren und Geld einzunehmen. Hier ist eine Liste von deutschsprachigen Schwarmfinanzierungs-Plattformen. Kickstarter ist eine amerikanische Plattform, die sich auf kreative und technologische Werke spezialisiert hat. Auf Kickstarter wurde auch die anfängliche Programmierung von Diaspora* finanziert.

Oftmals werden die Projekte nur ganz oder gar nicht finanziert: Wenn die angepeilte Summe nicht zusammenkommt, wird von den Geldgebern gar nichts genommen. Um Anreize zu schaffen, die Projekte zu finanzieren werden auch Prämien angeboten. Um beim Beispiel mit der CD, dem Theater und dem technischen Gerät zu bleiben: Eine handsignierte CD frei Haus geliefert, Theaterkarten mit After-Show-Party und ein fertiges technisches Gerät. Alles abhängig von der Höhe der Finanzierung. Teilweise bieten die Projekte auch zehn oder zwanzig verschiedene Anreize, gestaffelt nach Geldhöhe.

Neben mehr oder weniger kommerziellen Angeboten, gibt es noch Plattformen, die Entwicklungshilfe durch den Schwarm finanzieren wollen – allen voran Kiva, die vom Schwarm finanzierte Mikrokredite auszahlen. Hier gibt es, abgesehen von einem guten Gewissen, keine Gegenleistung an die Geldgeber.

Habt ihr vielleicht auch Lust, etwas Geld für einen mehr oder weniger uneigennützigen Zweck auszugeben und sich vielleicht ein paar Geschenke machen zu lassen?

Die Hotels des Schwarms

Nein, nicht dieses Schwarms! Ich meine Schwarm im Sinne von Schwarmauslagern.

Stellt Euch vor: Ihr kommt in eine vollkommen unbekannte Stadt. Vielleicht sogar in einem fremden Land, die lokale Sprache bzw. der lokale Dialekt ist auch nicht die bzw. der leichteste. Wenn man länger, als einen Tag bleiben möchte, benötigt man auch eine Unterkunft. Natürlich kann man sich das nächste x-Sterne Hotel oder eine günstige (Jugend-)Herberge heraussuchen, aber das Problem mit der fehlenden Ortskenntnis bleibt. Zwar kann man sich im Vornherein Karten anschauen, zum Einheimischen macht es einen nicht.

Wäre es nicht viel besser, gleich am Flughafen oder Bahnhof von Freunden abgeholt zu werden und unkompliziert und kostengünstig zu übernachten? Kann man in jeder Stadt Freunde haben?

Doch auch hierfür gibt es eine einheitliche Lösung: Gastgeberdienste. Hier melden sich Menschen, die entweder eine Unterkunft mit Couch, Bett oder ähnlichem bieten, oder eine Unterkunft für einige Tage (oder länger) suchen. Wer an einem Ort nicht lange genug bleibt, kann sich auch einfach auf ein Getränk oder ein Essen verabreden oder eine kleine Stadttour organisieren. Alles natürlich kostenlos.

Es ist absolut genial, eine fremde Stadt oder ein fremdes Land von innen heraus kennenzulernen und nicht von außen, wie ein Tourist. Man lernt sehr viele interessante Menschen kennen und hört alle möglichen verrückten Geschichten. An wirtschaftlich sehr vom Tourismus abhängigen Orten oder in Ländern, wo Gastfreundschaft eher der Angst vor Fremden weicht, funktioniert das wahrscheinlich nicht so wirklich gut – so zumindest meine Einschätzung.

Natürlich muss man, damit solch ein Dienst überhaupt funktioniert, einiges an Daten von sich preisgeben. Man will ja schließlich wissen, bei wem man übernachtet oder wer zu Besucht kommt. Auch bedient man sich üblicherweise eines Vertrauensnetzwerks, um das gröbste Übel zu vermeiden. Nicht so strikt und ausgeklügelt, wie beim Web of Trust von GPG, aber immerhin.

Wenn ihr das nächste Mal herumreisen wollt: Ich empfehle, solch einen Gastgeberdienst zumindest in Erwägung zu ziehen!

Die Karten des Schwarms

Nein, hierbei ist – auch wenn der ein oder andere Leser etwas anderes denken mag – nicht der Schwarm gemeint.

Es soll hier um OpenStreetMap gehen. Das ist ein Karten-Dienst, der über Crowdsourcing seine Karten sammelt. »Dienst« klingt so nach Geld. Dem ist aber nicht so: Es ist eine mehr oder weniger lose Gemeinschaft von Menschen, die Kartenmaterial mittels GPS-Empfänger aufnehmen und auf einen Server hochladen, unter einer freien Lizenz. Die Karten kann dann jeder haben und in eigene Dienste oder Programme integrieren, alles kostenlos. Mitmachen kostet auch nix. Jeder, der einen GPS-Empfänger hat – ja, in Smartphones gibt es sowas häufiger – kann auch mitmachen und die Karten verbessern. Mit richtig guten Fußgängerkarten wird nämlich Autofahren immer sinnloser. Obwohl ein eigenes Auto ja eh »out« ist, oder?

Die Seite von OSM ist leider nicht wirklich bedienerfreundlich (wer findet sofort das Suchfeld?), aber das Kartenmaterial ist wirklich gut. Besser als das von anderen Karten-Diensten. Es gibt jedoch andere Projekte, die den Dienst nutzbar machen wollen: Marble ist ein Desktop-Globus-Programm, das im Rahmen von KDE entwickelt wird. Skobbler ist eine Smartphone-App, die das Kartenmaterial von OSM ausliefert. Auf der Homepage des Projektes sehe ich momentan eine eingebettete Googlemaps-Suche, aber es kann sein, dass das nur für Desktop-Browser so ist. Da ich – immer noch – kein Smartphone habe, kann ich euch auch grade nicht wirklich sagen, ob die App kostenlos ist. Wer sowas wissen will, findet es heraus.

Schaut euch mal euren aktuellen Wohnort oder eure Heimat an und vergleicht mal mit euren persönlichen Erfahrungen und anderen Karten-Diensten. Man kann da noch das ein oder andere entdecken.