Rollende Veröffentlichungen

Ich habe seit Januar diesen Jahres einen Desktop-PC mit Arch Linux und Windows 7 im Dual-Boot. Auf meinem Laptop ist (noch) Ubuntu 12.04.

Das Windows habe ich tatsächlich ausschließlich für Computer-Spiele, da das Spielen unter Linux zu häufig noch zu unangenehm ist. In meinem Fall: Treiber-Probleme unter Wine.

Arch Linux ist eine GNU/Linux-Distribution, die dem Veröffentlichungsmodell des rolling release folgt: Es gibt keine Versions-Nummern, keine Versions-Bezeichnungen. Durch gewöhnliche Aktualisierungen von Paketen wird das System dauerhaft aktuell gehalten. Dabei können auch tiefgreifende Änderungen am System durchgeführt werden: Mal verschwindet die Unterstützung für Hardware oder die Desktop-Umgebung wird aktualisiert.

Viele Distributionen veröffentlichen regelmäßig aktualisierte Versionen, da diese Änderungen durchaus problematisch sein können. Allerdings kann ein Upgrade von Ubuntu 10.04 auf 12.04 oder von Windows XP auf Vista  schon mal schief gehen, weil mit einem Mal so viele Änderungen am System eintreffen. Das rolling release verspricht demgegenüber schrittweise Änderungen.

Im Juli bin ich auf meinem Arch von GRUB legacy auf GRUB Version 2 gewechselt, dank der Anleitung im Arch Wiki vollkommen problemlos. Heute habe ich dann das SysVinit in Rente geschickt – das moderne systemd übernimmt von nun an die Kontrolle auf meinem Arch. In dem Zuge habe ich auch den unflexiblen network-Dienst durch den NetworkManager ersetzt. Und es läuft einfach so.

Wenn ich das nun mal mit den Problemen vergleiche, auf die man bei einem Release-Upgrade so mancher Linux-Distribution trifft, muss ich sagen: Ich bin richtig begeistert.

Einziger Nachteil: Man muss sich tatsächlich mit seinem System auseinandersetzen und Zeit investieren. Noch habe ich diese Zeit …

Musik-Tipps

Wie ihr vielleicht schon mitbekommen habt, stehe ich total auf freie Lizenzen – darum stehen auch die Texte dieses Blogs unter der CC BY-SA Lizenz. Ich wollte nur mal kurz ein bisschen Werbung machen für Musik, die auch unter Creative Commons steht. Sie darf und soll also legal kostenlos heruntergeladen und weiterverbreitet werden.

  • Das Album Roadkill von Entertainment for the Braindead, erschienen beim Netlabel aaahh-records. Die anderen Alben sind ebenso entspannt.
  • Das Jazz-Stück What about April von Blue Canoe Records.
  • Das Album Masquerade von The Nuri. Rock, der auch mir gefällt.
  • Das Lied Boats (Swept Away) von I am not Lefthanded. Einfach großartig.
  • Das Lied Latino Soy von ProyectoT. Heiße Salsa für den Sommer.
  • Das Lied Land in Sicht und das Album Mit Anlauf von Jammin*Inc. Phädder Mixx aus Dancehall und Metal.

Weitere Musik gibt es bei Jamendo. Leider ist dort so viel (noch zu entdeckende) Musik, dass man gar keine Ahnung hat, wo man anfangen soll zu suchen. Hier helfen die Jamendo Radios und Projekte wie TheRadio.CC, die grundsätzlich nur freie Musik streamen. Die Musikpiraten stellen auch regelmäßig CC-Musik vor. Auch in einigen Podcasts wird CC-Musik eingespielt. Breitband vom DRadio Kultur sucht auch immer CC-Musik von kleinen Netlabels zusammen.

Ich würde mich auch über weitere Musik-Tipps von euch freuen. Vor allem CC-Musik. So umgeht man die GEMA und hat weniger Probleme.

 

Schöne Schrift

Nicht nur Sprache sollte schön sein. Auch die Schrift, um sie festzuhalten. Hierbei meine ich nicht übertrieben verschnörkelte Schrift für eine kleine handgeschriebene Notiz am Külhschrank. Die Schrift sollte ihrem Zweck entsprechen. Hier geht es mir um Schriften für lange Texte auf Bildschirmen und totem Baum, denn mit ihnen komme ich am häufigsten in Kontakt.

Schönheit ist grundsätzlich subjektiv, doch einige Eigenschaften einer (gedruckten) Schrift sollten auch objektiv selbstverständlich sein: ein regelmäßiges Schriftbild für leichte Lesbarkeit und ein umfänglicher Zeichensatz für mehr als eine Sprachfamilie.

Lesbarkeit

Die Lesbarkeit von Schriften hängt vom darstellenden Medium ab:

Auf Papier kann Schrift mit sehr hoher Auflösung gedruckt werden. Das hat den Vorteil, dass auch noch sehr kleine Feinheiten in der Schrift gut sichtbar sind. Für lange Fließtexte auf Papier sind Schriften mit Serifen der Standard. Serifen betonen die Grund- und Mittellinie und unterstützen den Lesefluss. Eine sehr verbreitete Serifenschrift ist Times. Ich mag sie allerdings nicht. Ich präferiere grundsätzlich Linux Libertine, auch wenn dem ungeschulten Auge kaum Unterschiede auffallen. Das Libertine Open Fonts Project hat eine PDF-Datei erstellt, in der Libertine und Times gegenübergestellt sind. Libertine nutzt die vielen Vorteile des OpenType-Formats um den Text für das Auge noch angenehmer zu gestalten. Der kleine Bruder der Libertine ist Linux Biolinum, eine serifenlose Schrift mit variabler Schriftdicke für Auszeichnungen und Überschriften.

Auf Bildschirmen sieht die Sache schon wieder ganz anders aus: Wegen der begrenzten Auflösung von Monitoren eignen sich Serifenschriften und Schriften mit variabler Schriftdicke eher mäßig bis gar nicht für die Darstellung kleinerer Schriftgrößen. Die feinen Strukturen müssen auf die groben Pixel abgebildet werden, was häufig zu verwaschenen Schriften und unregelmäßiger Buchstabenplatzierung führt, falls dies automatisch geschieht. Um diese Schriften doch einigermaßen leserlich auf Monitoren darstellen zu können, gibt es Hinweise für die Computer. Der Charakter der Schrift geht aber verloren und die meisten Schriften sehen dann sehr ähnlich bis gleich aus. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung von serifenlosen Schriften mit konstanter Schriftdicke. Als sehr populäres Beispiel ist die Helvetica mit ihrer Schwester Arial zu nennen. Auf dem Monitor gefallen mir die beiden eigentlich auch nicht. Viel besser finde ich da die Ubuntu-Schrift. Sie wurde für Canonical entwickelt, der Firma hinter Ubuntu. Die Ubuntu-Schrift ist auch noch bei sehr kleinen Schriftgrößen sehr gut lesbar, ohne ihren Charakter zu verlieren. Die dickengleiche Variante der Ubuntu-Schrift wirkt sogar fast wie eine proportionale Schrift. Letzteres ist besonders interessant für Nutzer, die viel mit Texteditoren und Konsolen arbeiten – so wie ich.

Zeichensatz und Verfügbarkeit

Der Zeichensatz einer Schrift ist entscheidend für ihre Verbreitung. Je mehr Zeichen eine Schrift unterstützt, desto größer ist das geografische Einsatzgebiet. Das Unicode-Projekt definiert einen Zeichensatz, der alle Sinn tragenden Zeichen der Menschheit umfassen soll. Die Libertine deckt einen sehr großen Bereich davon ab. Die Ubuntu-Schrift ist leider noch nicht so weit, wie die Libertine – in Anbetracht des Alters ist das aber nachvollziehbar. Beide Schriftfamilien werden aktiv weiterentwickelt und regelmäßig um neue Zeichen erweitert, auch stehen beide Schriftfamilien unter freien Lizenzen. Das bedeutet nicht nur, dass die Schriften kostenlos genutzt werden können, sondern vielmehr dass sie als Basis für neue, eigene Schriften genutzt werden können.

In LaTex wird durch ein einfaches

usepackage{libertine}

die Libertine als Serifen- und die Biolinum als serifenlose Schrift verwendet, schließlich werden sie mit den üblichen LaTex-Distributionen ausgeliefert. Mit der Ubuntu-Schrift ist das komplizierter. Hier müsste man ein passendes Paket herunterladen. Mit XeTeX ist das einfacher – das kann auch systemeigene Schriften verarbeiten und die vollen Möglichkeiten von OpenType ausnutzen.

Vielleicht schaue ich mir tatsächlich mal XeTeX an. So kompliziert kann das gar nicht sein. Aber auch der designierte Nachfolger steht schon in den Startlöchern: LuaTex müsste bald produktiv einsatzbereit sein.

Meta

Warum genau müsste ich eigentlich $30 im Jahr zahlen, um die Schrift in meinem Blog auf WordPress.com verändern zu dürfen? Ich fühle mich ja ein bisschen veräppelt. Mit der Schrift im Blog bin ich nämlich überhaupt nicht zufrieden. Mal sehen, wann ich die Zeit und die Nerven habe mich nach einem neuen Design umzusehen.

Was sind eure Lieblingsschriften? Eine Vorwarnung: Ich schlage jeden, der Comic Sans sagt! Achtet ihr eigentlich auf Schrift, wenn ihr sie seht? Da ich euch mag, erzähle ich euch nicht, was Kerning ist.

Podcast-Empfehlungen

Hier nochmal ein paar Podcasts, die ich empfehlen möchte:

  • Wir Müssen Reden. Ein Podcast über Netz, Kultur, Politik und überhaupt. Immer sehr erhellend, in letzter Zeit auch oft mit Gästen.
  • Märchenstunde. Jedes mal wird ein Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm vorgelesen und aus heutiger Sicht analysiert und interpretiert. Immer etwa eine Stunde lang.
  • Culinaricast – SO geht kochen! Ein Podcast über Essen, Kochen und die Unnötigkeit von Rezepten.
  • Wannhoffs Wunderbare Welt der Wissenschaft. Wissenschaftsnachrichten und teilweise auch Interviews mit Wissenschaftlern über ihre neusten Ergebnisse – und warum sie relevant sind.
  • Binärgewitter Talk. Der Podcast über Web, Technologie und OpenSource. Immer aktuell, immer technisch, immer nerdig und lustig.

Langeweile vertreiben

Hier mal wieder eine kleine Auswahl an empfehlenswerten TED-Vorträgen:

Außerdem möchte ich noch einmal auf die Long Now Foundation hinweisen. In ihrem monatlichen Seminar gab es neulich eine Sitzung über die letzten 500 Jahre der Homogenisierung der Welt: Was hat Christoph Kolumbus mit der kleinen Eiszeit zu tun? Das Audio ist schon lang, aber als Podcast kann man sich das schon mal geben.

Spiele unter Linux

Es scheint so, als ob langsam Bewegung in die Problematik rund um Spiele unter Linux kommt:

Auf Kickstarter werden mehr und mehr hochkarätige Spiele finanziert, die auch für Linux entwickelt werden sollen. Valve hat angekündigt, Steam für Linux zu veröffentlichen. Ich habe ein Problem mit DRM-Technologien wie Steam oder Kopierschutz. Darum mag ich auch die Humble Bundles so sehr – die sind ohne DRM. Wir brauchen mehr Spiele, die ohne DRM und auf Linux laufen, am besten quelloffen.

Aufnahmen kluger Leute

Nicht nur die Konferenzen mit dem Label TED sind sehr interessant. Auch in Deutschland finden spannende Konferenzen statt.

Vor einem Monat war die re:publica 12 in Berlin. Sie ist so etwas wie die Internetkonferenz in Deutschand. Es geht um das Netz, Blogs, die digitale Gesellschaft und was das alles mit dem sogenannten real life zu tun hat. Mittlerweile sind viele Videoaufzeichnungen der Vorträge und Gesprächsrunden online. Schaut mal vorbei, ob es euch auch so interessiert, wie mich. Ein paar Beispiele, worum es geht:

  • Eben Moglen: Why Freedom of Thought Requires Free Media and Why Free Media Require Free Technology
  • Michael Seemann: Infrastruktur und Kontrolle
  • Dr. Till Kreutzer: Urheberrecht 2037 – Eine Vision

Zu finden sind diese Vorträge im Video-Archiv der re:publica.

Mehr Liebe für Bits und Bytes

Ich habe ja neulich schon erklärt was Podcasts sind und warum ich sie so toll finde. Nun kommt der nächste Streich:

Reißende Ströme von Daten

BitTorrent (torrent: reißender Strom) ist ein Protokoll, das die effiziente Verteilung von Daten für viele Interessenten ermöglicht. Die wichtigste Zutat für BitTorent ist das Peer-to-Peer-Prinzip (P2P): Die Interessenten der Daten verteilen selbige an andere Interessenten weiter, sodass die eigentliche Quelle weniger Leute bedienen muss. Eine zentrale Stelle, genannt Tracker, stellt hierbei im Normalfall die Kontakt-Börse für die Interessenten dar. Sie ist nicht die Quelle der Daten. Es geht auch ohne zentrale Stelle, aber das ist eher eine technische Geschichte. Prinzipiell ist die Verwendung von BitTorrent nicht illegal. Es kommt ganz darauf an, welche Daten man darüber verteilt. Creative-Commons-Inhalte, Open-Source-Software und ähnliche Daten werden sehr häufig und legal über BitTorrent verteilt: Es ist eine sehr günstige Möglichkeit.

Show me the love

Bitleve-Logo

Die geniale Neuentwicklung: BitTorrent für Podcasts benutzen. Das Projekt heißt Bitlove. Momentan ist es in der öffentlichen Beta-Phase und entspringt dem Podlove-Projekt von Tim Pritlove, dem deutschen Podcast-Papst. Podlove will die technischen Hürden für das Podcasten herabsetzen und für die Podcaster und ihre Hörerschaften alles besser machen.

Mehr Menschen sollten BitTorren benutzen und mehr Menschen müssen Podcasts hören. Wenn das nicht die perfekte Symbiose ist …